Garten-Glück, schwere Stunden & Gedanken zur Dankbarkeit
Ein kleiner Rückblick über die letzten zwei Wochen
Ich weiß garnicht wo ich heute beginnen soll. Es gibt so vieles, was ich Euch hier im Blog gerne erzählen & zeigen möchte. Anfangen sollte ich vielleicht mit dem aufregenden Ereignis, das ich Euch in einem Post kurz ankündigte: Es gab einen ganz besonderen Termin vor einer Woche für mich & den Schwesternwerk-Garten. Allerdings habe ich erfahren, dass ich Euch doch noch garnicht mehr davon erzählen oder in Bildern zeigen soll, deshalb müßt Ihr und ich Euch noch ein wenig gedulden. Sobald ich kann, werde ich Euch ausführlich davon berichten. Schuld war dieser Anlass in jedem Fall an den wenigen Posts in diesem Monat.
… und die ganze Familie hilft mit!
Wir waren alle unheimlich beschäftigt mit Renovierung und Verschönerungs-Arbeiten in unserem kleinen Reich. Die ganze Familie half mit, alles zu realisieren, was ich schon immer für meinen Garten plante. Endlich nahmen sich alle die Zeit dafür. Es wurde ausgeräumt, gemalert & dekoriert was das Zeug hielt und ich war und bin unheimlich glücklich über das Ergebnis. Dass ich diesen Ort der Ruhe & Kraft kurz darauf so dringend brauchen würde, wusste ich da noch nicht.



Dann plötzlich stand die Welt um mich herum still – bei dem Gedanken Brad für immer zu verlieren; meinen treuen Lebens-Begleiter der letzten 11 Jahre durch Freude & Leid
Stillstand – Weil unser geliebter Schatz plötzlich wieder extrem krank wurde und unheimliche Schmerzen erleiden musste, was mich ebenfalls leiden und alles andere in meinem Leben in dieser Zeit vollkommen unwichtig werden lässt. Meiner Freundin schrieb ich folgende Zeilen, die meine Gefühle gut beschreiben:
„Wir kämpfen gerade um Brad’s Leben, weil ich sehe, dass er noch bleiben will. Wenn er nicht mehr will, lasse ich ihn friedlich gehen. Harte Zeiten für ihn und uns. Brad ist wie mein Kind. Deshalb steht alles andere gerade still. Aber ich hatte schon ewig keinen echten Urlaub mehr. Jetzt nehme ich ihn mir einfach, egal was alles zu tun wäre. Wir verbringen derzeit friedliche Stunden zusammen im Garten und hoffen, dass die Medikamente noch einmal wirken.“
Wenn ein Familienmitglied leidet, egal ob zwei- oder vierbeinig, will das Leben einfach nicht mehr den gewohnten Gang nehmen. Und das ist eigentlich auch gut so, denn nur so besitzen wir die nötige Achtsamkeit und Empathie das Richtige für den anderen zu tun und zu entscheiden. Vorallem wenn es sich um ein Tier handelt, das uns die eigene Meinung nicht mitteilen kann.

Schwere Entscheidung, aber auch ein Segen diese Entscheidung im schlimmsten Fall treffen zu dürfen!
Wann entscheiden wir uns dafür ein Leben zu beenden, wenn wir die Macht dazu besitzen. Wann ist es zu früh? Wann sollten wir dem Lebewesen noch eine Chance geben und wann ziehen wir das Leiden des armen Wesens, das sich nicht durch Worte verständigen kann, aus Egoismus – es nicht verlieren zu wollen – nur hinaus? Wann setzen wir uns über das Schicksal hinweg und greifen vielleicht falsch oder nicht zum richtigen Moment in dessen Verlauf ein?
Ich nehme mir die Zeit jetzt gerade ständig bei ihm zu sein und dadurch auch die Möglichkeit ihn ohne Sprache zu verstehen. Es gibt noch mehr, das uns mit anderen Lebewesen verbindet und uns für sie richtig entscheiden lässt, wenn wir in Verbundenheit & Liebe wirklich in der Lage sind mit ihnen zu fühlen.
Schwere Entscheidungen, harte Zeiten.
Wunderbar einen Ort zu haben, an dem wir uns geborgen fühlen und geliebt.
Nachtrag: Ich sitze in meinem Efeu-Pavillon und lausche den Vögeln. Ganz schön was los hier an Gezwitscher, kann ich Euch sagen. Dabei fühle ich mich gerade zum ersten Mal wieder so von allem Alltagszwang befreit und achtsam auf meine Umgebung wie 2014, als ich meine Chemozeit während des heißen Sommers hier verbrachte. Eine gewisse Seelenruhe ist gerade bei mir eingekehrt. Nicht zuletzt natürlich dem Umstand verdankend, dass in mir die Hoffnung wieder lebt, Brad doch noch ein Weilchen bei mir zu haben.
Gottseidank bin ich gesund. Jetzt liegt mein kleiner Brad neben mir und kämpft ebenfalls und erneut – wie Ende 2015 – wieder um sein Leben. Mir ist bewusst, wie wertvoll jeder Augenblick mit ihm ist. Ebenso wie damals, als mein eigenes Leben so dramatisch ins Wanken geriet.
Nur in diesen Momenten, so scheint es mir, schaffen wir es unser pures Dasein zu lieben. Wir brauchen kein Shopping, keinen Luxus, keine Gourmet-Essen, keinen Traum vom Urlaub auf den Malediven. In diesen Momenten wird uns bewusst, wie wenig wir brauchen um glücklich zu sein. Die Natur direkt in unserer nächsten Umgebung wird dann zum Quell des Glücks – ein paar Spaghetti und bequeme Klamotten, in denen wir uns richtig wohl fühlen, erfüllen uns dann mit Demut und Dankbarkeit.
Wieso können wir eigentlich diesen Zustand des totalen Loslassens aller vermeintlichen Zwänge nur schaffen, wenn wir selbst oder ein geliebter Mensch/Tier krank sind? Nur dann, scheint es mir, wird uns in unserem Erfolgs-, Geld- und Luxusorientierten Leben erst bewusst, was wirklich zählt!
In diesem Sinne, macht Euch ein wunderbares Pfingstwochenende und seid dankbar für die kleinen, scheinbar so selbstverständlichen Dinge. Sie sind es nämlich nicht!
9. Juni 2017 @ 13:55
Liebe Claudia, deine Worte gehen mir ganz nah ans Herz. Es ist wunderbar, wie du das alles formuliert hast. Ich konnte während des Lesens immer nur zustimmen und hatte einen dicken Kloß im Hals. Leider habe ich schon einige Haustiere verabschieden müssen und weiß wie unfassbar schwer und traurig das ist. Im Moment bin ich auch so froh, dass mein alter Kater immer wieder mit Medikamenten auf die Beine kommt. Und doch weiß ich, dass in absehbarer Zeit der Punkt kommt, wo das nicht mehr geht. Aber Loslassen und Würde schenken, das sind eben zwei ganz große Liebesbeweise, die wir unseren Tieren schenken können.
Ich freu mich für euch, dass ihr noch weitere Lebenszeit mit Brad haben dürft und drücke feste die Daumen, dass diese noch lange währt.
Und dein traumschöner Garten mit der zuckersüßen Laube kommt ganz sicher bald in ein schönes Buch. Und das völlig zu recht. Ein echtes Paradies. Ich lass mich überraschen.
Liebe Grüße aus Leipzig von Constanze
12. Juni 2017 @ 16:56
Liebe Constanze,
sooo schön, wieder von Dir zu hören und danke Dir von Herzen für die lieben Worte!
Auch ich drücke Dir und Deinem Katerchen die Daumen für eine noch lange, gemeinsame Zeit.
Ganz liebe Grüße aus München!
Claudia
31. Mai 2017 @ 16:22
Liebe Claudia,
ich hatte es mir schon gedacht. Und da brauche ich keine langen Worte – ich kann dich sehr gut verstehen. Alles, was uns so wichtig zu sein scheint, ist plötzlich nebensächlich.
Irgendwie haben wir gerade – fast – die gleiche Situation. Bei uns ist es der 16 Jahre alte Kater, dem es unendlich schwer fällt, die Stockwerke hoch zu laufen, aber er tut es, um an seine Lieblingsplätze zu gelangen. Er muss mit kleinen Portionen und viel Geduld gefüttert werden. Nun, Winnie ist einfach nun ein ziemlich alter Herr. Seine Knochen tun ihm weh, aber wir haben ein sanftes Schmerzmittel, das es ihm erleichtert. – Bei Brad ist es wohl sehr viel schmerzhafter und ernster. Und darum ist es genau richtig, dass wir unsere Zeit in aller Ruhe mit ihnen teilen, so lange es eben geht. So lange sie bleiben wollen und sie nicht zu große Schmerzen leiden, lassen wir sie bei uns.
Urlaube, die habe ich auch schon ewig nicht mehr gemacht. Aber das ist egal, mein Garten bzw. unser Garten ist ein kleines Paradies. Wir genießen es zusammen mit unserem alten Herrn.
Was deinen Garten anlangt, natürlich bin ich da neugierig, aber ich war noch nie so neugierig, dass ich der Dinge nicht harren könnte.
Mit lieben Gedanken, Edith
1. Juni 2017 @ 16:28
… unsere alten Herren.
Das Leben wird beschwerlich, trotzdem sind sie selbst und wir dankbar um jeden Tag.
Das ist bei Mensch und Tier genau gleich.
Du schreibst wunderbare Kommentare, Edith! Es ist mir immer wieder eine helle Freude sie zu lesen! DANKE!!!!
Schöne Pfingsten Euch allen!
Claudia
2. Juni 2017 @ 17:24
Ach, danke, Claudia, das freut mich, wenn ich dir ein wenig gut tun kann!
Dir auch schöne Pfingsten und herzliche Grüße, Edith