Ein Hoch auf Kohlenhydrate: „Alles was Ihr hier seht, verdanke ich Spaghetti!“
Sagte Sophia Loren einst im Angesicht ihrer sagenhaft gut proportionierten Kurven, entstanden durch die heutzutage so verteufelten Kohlenhydrate. Wenn ich mir meine Bilder ansehe, die für das neue Gartenbuch des Callwey Verlags GARDENGIRLS *klick fotografiert wurden, empfinde ich mich wieder einmal als zu dick. Wie viel stylischer würde es jetzt wirken, wenn mir die Jeans-Latzhose locker auf den Hüften säße, anstatt so körperbetont eng. Und das nur, weil ich eigentlich eine Kleidergröße größer hätte kaufen müssen – was mein Stolz aber nicht zulies. Größe 40 ist das Maximum, das ich gerade noch ertragen kann im Hinblick auf die dünneren Fashion- und Lifestylebloggerinnen, die uns „normal gebauten und essenden“ Frauen das Leben mit ihren perfekten Bildern – unbarmherzig verteilt auf allen Social Media Kanälen – nicht gerade leichter machen. Und das, obwohl ich weiß, dass die Kleidergröße bei Leibe auch keine feststehende Hausnummer darstellt, wo wir Frauen doch wissen, dass wir bei einem Hersteller Größe 38 kaufen und bei einem anderen Größe 42.
Keine Kohlenhydrate!
Bloß keine Nudeln, Kartoffeln oder gar Brot – um Himmels Willen!
Fast wäre ich diesem Trend erlegen zu meinen da mithalten zu müssen, um endlich wieder dazuzugehören, zu den schlanken, jugendlich gekleideten Frauen. Ab 45 möchten wir in unserer heutigen Gesellschaft einfach nicht zugeben, nicht mehr auszusehen und zu funktionieren, wie in den 20er Jahren unseres Lebens. Die Angst alt und unattraktiv zu werden greift um sich, bekommen wir doch überall, vor allem im Frühjahr die Abnehmtipps der Fitness-Coaches vor den Latz gedonnert. Vor meinen Jeanslatz sozusagen, der nicht locker über meinen Bauch hängt, sondern eng anliegt, was so ganz und garnicht schick rüber kommt. Seit ich während meiner Brustkrebs-Chemo 10 kg *klick zunahm und hinterher nur wieder 3-4 kg loswurde, den Rest also immer noch mit mir rumschleppe, kann ich nicht aufhören deshalb mit mir selbst zu hadern.
Eine Zeit lang habe ich versucht – ein paar Wochen sogar – Kohlenhydrate wegzulassen, mich nur mit eiweißhaltiger Nahrung zu ernähren. Ständig Eier ohne Brot, in allen Frühstückstauglichen Variationen. Nichtvegetarier essen stattdessen Fleisch in Massen, was für mich natürlich niemals in Frage kommen würde! Ende vom Spiel: Früher freute ich mich ab und an auf ein Spiegelei und genoss es, dann kam es mir nur noch hoch, wenn ich daran dachte wieder Eier essen zu müssen.

Ich bekam schon richtig Bauchweh jedesmal nach einer Eiweiß-Mahlzeit und viel dünner wurde ich dabei auch nicht, nur unglücklich!
Wie dumm muss ich eigentlich sein, frage ich mich heute beim Schreiben dieses Beitrags – in endlich wieder zu mir selbst gefundendem Zustand – bei solchem Schwachsinn mitzumachen? Mein Körper hat eine Chemo überstanden, wurde geschunden und hat sich wieder erholt. Ich sollte ihm dafür NUR dankbar sein und ihn lieben wie er ist, auch mit 6 kg mehr als vor 10 Jahren. Passe ich halt endgültig nicht mehr rein, in die alten Röcke in Größe 36, die ich seitdem aufhebe in der Hoffnung sie irgendwann wieder tragen zu können und die tolle, attraktive, super schlanke Frau darzustellen, die ich in meinen 30ern war. Endlich raus damit in die Altkleidertonne!
Egal was die Waage sagt, die dämliche Zahl der Kleidergröße oder diese an der Vergangenheit hängende Stimme in mir … Fakt ist doch, dass ich eine tolle Frau mit 47 Jahren bin.
Eine, die zwar nicht mehr so locker in ihrer Latzhose steckt, dafür aber viel erlebt und überstanden hat! An ihrem ihr auferlegten, nicht immer spaßigem Leben gewachsen ist, ihre Leidenschaften entdeckt hat und endlich auslebt *klick, beruflich wie privat.
Wenn ich diese Frau in ihrem Garten so ansehe, gefällt sie mir genau so, wie sie da steht. Nichts muss verbogen werden oder passend gemacht. Es passt alles genau so wie es ist!
Ich werde also wieder Kohlenhydrate essen und werde sie genießen! Ich werde mir in meinem Garten in diesem Jahr ohne Reue auch wieder ein Knoblauchbaquette auf den Grill legen oder eine Portion Spaghetti mit Bärlauchpesto und viel Parmesan auf den Gartentisch stellen und einfach glücklich sein!
Frei nach dem Motto der wundervollen Sophia Loren oder ein wenig anders gesagt: Alles was Ihr hier an Lebensfreude seht, verdanke ich meinem liebevoll angenommenen Körper, der genau so sein darf wie er ist und so das allerschönste Zuhause für meine Seele bietet, das ich mir wünschen kann! Und ich sehe immer noch toll und weiblich und begehrenswert aus!
Basta. Trotz Pasta.
Alle diese wundervollen Bilder fotografierte Ulrike Schacht *klick für das Buch Gardengirls, kürzlich erschienen im Callwey Verlag *klick. Dies sind unveröffentlichte Bilder, die ich Euch mit Erlaubnis der Fotografin hier im Blog zeigen darf.
17. Mai 2018 @ 21:55
Liebe Claudia, zufällig habe ich just einen großen Teller Spaghetti mit Sauce Bolognese
und viiieeel Parmesan verdrückt. Dazu passt dein Beitrag doch wie die Faust auf’s Auge ;-)…
liebe Grüße in dein sommerliches Paradies und guten Appetit!
Herzliche Grüße von
Katja
28. März 2018 @ 13:48
Liebe Claudia,
zu dieser Einstellung kann der Weg manchmal steinig sein. Erst als ich soweit war, dass mich sämtliche Trends peripher tangierten, da musste ich überhaupt nicht mehr auf das Gewicht achten. Wer sind die Leute, die uns vorgeben wie wir auszusehen haben? Unzufrieden mit sich selbst.
Irgendwann kam es, dass die Verkäuferin mir sagen musste, dass es 2 Größen kleiner auch tun würde. Da wusste ich, dass ich keinerlei Probleme mit dem Gewicht mehr haben würde. Und wer war ja schöner als Sophia Loren? An die kann doch keine der heutigen wie kopiert aussehenden Damen auch nur im entferntesten heranreichen.
Und wo bitte, wäre dann dein Zuviel an Gewicht?
Und am allerliebsten mag ich Pasta con le Sarde, Pasta con Melanzane usw. usw.
Ach ja, traurige Nachricht – unser Winnie-Kater hat leider das neue Jahr nicht mehr erlebt. Er ist unvergessen.
Wünsche euch allen, einschließlich der Eltern, ein schönes Osterfest, Edith
29. März 2018 @ 19:00
Liebe Edith,
mein aufrichtiges Beileid zu Deinem Verlust. Er hatte bestimmt das schönste Leben bei Dir, das er nur haben konnte und wurde von ganzem Herzen geliebt.
Uns ereilt irgendwann alle dasselbe Schicksal, doch dies ist wohl im Nachhinein das Einzige was wirklich zählt.
Allerliebste Grüße, von Herzen, Claudia
25. März 2018 @ 17:49
Ich esse gerade Nudeln und denke an Deinen Blogpost. Was sollen ein paar Kilo hin oder her im Grunde? Dein Körper hat Dich fantastisch durch die schwere Zeit der Krankheit gebracht – er verdient mehr als Anerkennung! Und ein magerer Körper – das, was heutzutage oft als Schönheitsideal gilt – hat vielleicht nicht genug Kraft, in Krisenzeiten so beständig zu sein?!
Ich beneide sogar oft Frauen, die zu ihren Rundungen stehen und voll in ihrer weiblichen Kraft verankert sind. Ich glaube fast, das fehlt uns modernen Frauen leider viel zu oft. Ursprüngliche Weiblichkeit hat keinen Platz in unserer Leistungsgesellschaft. Da müssen Frauen in Hosenanzüge passen und ihren Mann stehen. Ist es nicht so?
Jetzt esse ich die restlichen Nudeln… Sie schmecken vorzüglich! :-)
20. März 2018 @ 21:28
Liebe Claudia,
toll geschrieben und eine wunderbare Botschaft. Danke fürs Teilen. Lebensfreude ist sowieso unschlagbar. Ein Hoch auf unser Seelenzuhause.
Von Herzen alles Liebe
Christina
26. März 2018 @ 18:40
Liebe Christina,
ich danke Dir für diesen wundervollen Kommentar und freue mich sehr, dass meine Worte solchen Anklang finden! Schwestern im Herzen.
❤lichst, Claudia