Dunkle Wolken kommen und gehen!
Heute gibt es mal wieder einen sehr persönlichen Post zum Thema „Brustkrebs – Die Nachwehen“. Ich habe wirklich überlegt, ob ich das schreiben soll und somit in die Welt schreiben … ich bin ja immer gerne die „positiv in die Welt blickende“ und gebe ungern zu, dass auch mich manchmal die dunklen Wolken einholen. Ich will zum Thema Brustkrebs ausschließlich gute Gedanken auf diesem Blog verbreiten, die einen nicht traurig machen und vorallem den Betroffenen keine Angst – es gibt schließlich schon zu viele davon im Internet, die einen runterziehen. Aber ich wäre kein Mensch, wenn ich nicht auch an manchen Tagen traurig wäre, trotz meines im Grunde sehr glücklichen und zufriedenen Wesens. Und damit bei Euch nicht der Gedanke aufkommt, ich wäre eine der wenigen über alle psychischen Krebs-Nachwehen Erhabenen, erzähle ich Euch jetzt doch davon. Ich bin schließlich kein Buddha – ich arbeite nur lebenslang daran … ;-)
Ausserdem ist es mir fast peinlich, da sich meine Traurigkeit garnicht auf die ernstzunehmende Krankheit bezieht – aber das muss es natürlich auch nicht mehr, denn ich bin ab jetzt gesund!!! Nein, ganz profan und dumm, habe ich oft so eine Sehnsucht nach meiner alten Unbeschwertheit, nach meinem alten Aussehen mit den langen Haaren, nach der Freiheit im Kopf ohne dem Thema „Krebs und wie bleibe ich gesund“. Ihr wisst, ich sehe das ganze auch sehr positiv – als „Phoenix aus der Asche auferstanden“ und „Krankheit als Weg, endlich die Augen zu öffnen und wirklich zu leben und zu lieben“ – aber manchmal ist das alles wie weggeblasen aus meinem Kopf und ich bin einfach nur traurig.
Letztens habe ich in meinem Gartenhäuschen die Türen meines Buffet-Oberschränkchens geöffnet – dort habe ich nach unserer Hochzeit Fotos von uns und Freunden als Erinnerung an diesen wunderbarsten Tag in meinem Leben eingeklebt – und schlagartig verdunkelte sich nicht nur der Nachmittagshimmel draußen, um das aufkommende Gewitter anzukündigen, sondern auch mein eigener.
Abends hatte sich dann meine Laune noch nicht wirklich gebessert. Auch meinem Mann blieb meine depressive Stimmung nicht verborgen und so erzählte ich ihm, auf seine Nachfrage hin, dass ich einfach gerne wieder so hübsch sein möchte wie früher. Mich wieder als erotische Frau fühlen, was mir mit ca. 5 kg zuviel am Bauch (seit Chemo-Ende nicht wieder weg bekommen) etwas schwer fällt – mein Hochzeitsdirndl bekomme ich momentan nicht mal mehr zu und das empfinde ich als äußerst frustrierend. Zudem finden zwar alle anderen meine neuen gelockten Haare sehr „süß“; ja, Pumuckl ist auch süß. Nachdem ich sie gerne wachsen lassen möchte und sie deshalb eigentlich keinen wirklichen „Haarschnitt“ haben, erinnern sie mich beim Blick in den Spiegel eher an Stan Laurel (den Dünnen von „Dick und Doof“). Klar, letztes Jahr hatte ich garkeine Haare – ich bin glücklich endlich wieder welche zu haben – aber kaum hat man sie wieder und sein „altes“ Leben zurück, hätte man auch gerne wieder den „Standard“, den man vorher hatte. Mein erotisches Selbst hing immer schon von meinen Haaren ab. Ich finde lange Haare einfach sexy. Ich finde auch viele Frauen mit Kurzhaarfrisuren sexy, aber eben leider nicht mich. Ich weiß, ich jammere – und das ist echt jämmerlich. Ich weiß, es gibt viele Frauen, die sich wünschten schon wieder so weit zu sein wie ich! Trotzdem überfallen mich diese Gefühle und Gedanken! Ich kann in diesen Momenten einfach nichts dagegen tun.
Ich vermisse das Gefühl mich sexy zu fühlen so sehr! Und wenn man sich selbst nicht sexy fühlt, wird man langsam „unsichtbar“ – man merkt, dass kein Mann mehr – auf der Straße, beim Hundespaziergang oder beim Einkaufen – mit einem flirtet… und das tut manchmal doch so gut und schmeichelt der Seele einer Frau. Zumindest bei mir war das bisher immer so.
Also sage ich zu meinem Mann: „Ich möchte einfach wieder hübscher werden.“ Und er antwortet trocken: „Das wird schwer werden.“ Es war nicht bös von ihm gemeint – er meinte damit einfach nur, ich muss langsam abnehmen, um meinem Körper in der jetzigen Verfassung nicht zu schaden. Aber es erinnerte mich an den Spruch, den ich letztens in Facebook las: Wenn Deine Frau sagt: „Weißt Du was mir gar nicht passt?“ ist die richtige Antwort nicht: „Größe 36!“ Es hat mich echt getroffen in dem Moment.
Ich glaube ich stecke an manchen Tagen in einer „Midlife-/After Chemo-Krise“ – gut daran ist nur, dass es die wenigsten Tage sind! Und eigentlich möchte ich Euch damit nur eines auf den Weg geben: Wenn die dunklen Wolken kommen, seht sie Euch einfach an und akzeptiert dass sie gerade da sind, aber macht Euch in dieser Zeit keinen wirklichen Kopf darüber – schmiedet keine Pläne, was Ihr in Schwachsinns-Spontan-Aktionen gegen einen Zustand, der diese hervorruft tun könnt – lehnt Euch einfach zurück, tut Euch irgendwas Gutes, das Euch von diesen Gedanken ablenkt und wartet bis sie vorüberziehen! Denn das werden sie!
Einen Tag später, sieht man in den Spiegel und findet die neuen Haare selbst auch „voll süß“, zieht ein schönes Sommerkleid an und fühlt sich schon wieder (fast) so sexy wie früher!
31. Juli 2015 @ 01:37
Liebe Claudia,
im ersten Moment hat mich fast der Schlag getroffen, nämlich die Überschrift
„Dunkle Wolken…….“, aber dann (zum Glück) sofort die Entwarnung, es ist ein „Durchhänger“.
Du hast großartiges vollbracht, nämlich eine Krankheit zu besiegen und da spielen Äußerlichkeiten nur eine Statistenrolle.
Und noch was möchte ich dir sagen.
Ich würde eine Frau (nicht nur ich) nie nach ihren Äußerlichkeiten beurteilen, wobei lange Haare eine nette „Verpackung“ sind, aber die wahre (sexy) Ausstrahlung kommt von innen und das sind Charme, Charakter, Liebenswürdigkeit und und und………
und davon hast du wirklich sehr sehr viel.
Liebe Claudia, ich wünsche mir für dich, dass dein „Pachtvertrag mit dem Glück“ auf unbegrenzt läuft !!!
LG
Siegi
31. Juli 2015 @ 14:13
Lieber Siegi,
als Erstes möchte ich mich natürlich für den kleinen „Schock“ entschuldigen; das war mir beim Schreiben nicht bewusst.
Danke, danke, danke für Deine Worte. Habe es Klaus heute morgen vorgelesen und mir kamen dabei vor Rührung die Tränen!
Ich habe gehört, Ihr habt einen Hund aus dem Tierheim bei Euch aufgenommen – da muss ich bald mal bei Euch vorbeischauen! Das erfreut natürlich mein Herz!
Alles Liebe, auch an Sabine!
Deine Claudia
31. Juli 2015 @ 23:29
Liebe Claudia,
ich sag‘ danke für deine liebe Antwort.
Du hast richtig gehört, wir haben eine putzige Hundedame vom Tierheim aufgenommen. Die erste kurze Begegnung hatten ohnehin schon Sabine und Klaus.
Aber du und Klaus müsst natürlich unbedingt mal vorbeischauen, oder wir kommen mal bei euch vorbei, egal was zuerst eintrifft.
Für Hundeliebhaber wie du und Klaus ist das ohnehin schon beinahe ein „muss“.
Sabine und ich freuen uns auf alle Fälle auf eine „Erstbekanntschaft“,
natürlich auch mit Brad P.
Liebe Grüße
Siegi
30. Juli 2015 @ 22:49
Hallo liebe Claudia,
du hast wieder einen wunderschönen Artikel geschrieben, den ich eins zu eins nachempfinden kann.
Ich hatten den gleichen Gedanken wie du, als ich deine Hochzeitsbilder gesehen hatte. Du hast da einfach wunderschön ausgesehen.
Dein Bild mit Hut vor Kurzem bei dem Besuch bei deiner Oma war auch Klasse. Und es tut mir leid, wenn ich das war, der das mit der Größe 36 zum falschen Zeitpunkt für dich auf fb geteilt hat…
Meine Frisur erinnert – mit Schwitzen und hoher Luftfeuchtigkeit – an Atze Schröder und das ist nicht übertrieben. Ich höre genau wie du, meine Haare sind wieder nett, toll….. ich weiß, dass ich längst nicht so schön wie vorher aussehe!!! Und ich sehne mich auch oft danach. Haare machen einfach viel aus. Das Gesicht ist ja das gleiche, das hilft aber nix. Allerdings muss ich zugeben, dass ich vorher auch nicht so schön wie an meiner Hochzeit ausgesehen habe… Und ich weiß wie du, dass das alles zweitrangige Themen sind, hilft aber nix, ist mir trotzdem immer mal wieder mehr wichtig.
Vielleicht denken wir in einem Jahr mit einem Lächeln an die Zeit, weil wir uns dann wieder schöner finden/sind! :)
Mein Mann hat übrigens in so einem Moment gesagt, „du müsstest mal wieder zum Friseur gehen“, … ich weiß, dass das auch nichts hilft.
Vor Kurzem habe ich mich bei einem Gespräch mit einer Bekannten über selbiges Thema beschwert, dass meine Haar nach der Chemo viel grauer sind als vorher. Ihre Antwort war, sie fände sie erstens altersentsprechend und zweitens hätte ich ja auch was erlebt… ;) Recht hat sie!!! und trotzdem war ich vorher noch nicht so grau! :)
Ich drück dich und hoffe, dass die dunklen Wolken inzwischen verpustet sind und nur noch selten als Wölkchen vorbei schauen.
Karin
PS.:
Ich hab auch 3 – 4 kg zu viel, mach‘ aber noch zu wenig Sport und darf nicht jammern :)
31. Juli 2015 @ 14:07
Liebste Karin,
Stan Laurel dankt Atze Schröder von Herzen für diese Worte!!!
Sie sind eine Bereicherung für meinen Blog!
Hoffentlich bis bald – wenn unsere Haare noch ein paar mm länger sind,
Claudia
30. Juli 2015 @ 15:11
Das ist so ein offener und ehrlicher Beitrag und ich möchte dich dafür einmal virtuell umarmen.
Ich denke, so fühlen sich viele Frauen die älter werden und deren Körper sich verändert. Manchmal muss das gar keine schlimme Krankheit sein, sondern oft einfach nur „der Zahn der Zeit“. Dieses wehmütige Schauen auf Fotos aus schönen Tagen, das tut weh, aber es ist eben auch wunderbar, dass man diese Tage erleben durfte.
Liebe Claudia, ich finde deine Ausstrahlung ganz wunderbar. Du hast so tolle Augen und so ein zauberhaftes Lächeln. Dagegen sind lange Haare eben einfach nur Haare.
Ganz liebe Grüße aus Leipzig
30. Juli 2015 @ 16:26
Liebe Constanze,
da kommen mir ja fast ein wenig die Tränen vor Rührung.
Das ist auch von Dir so wunderbar geschrieben! Danke Dir für die virtuelle Umarmung, sie kam bei mir an!
Und schön, dass Du immer wieder bei mir reinschaust und ab und an einen Kommentar hinterlässt, darüber freue ich mich auch ganz arg!
Die allerliebsten Grüße zurück nach Leipzig!
28. Juli 2015 @ 15:39
Hallo liebe Claudia,
…lass Dich einmal ganz fest drücken :)
Diese Gefühle sind doch all zu verständlich und solche Stimmungen müssen auch mal raus! Alles menschlich ;)
Bis die Haare wieder länger sind bist Du eben süss und sexy! Eine tolle Ausstrahlung hast Du auf jeden Fall und das auch deshalb, weil Du all das erlebt und überstanden hast! Ich finde eine gewisse Ausstrahlung macht sexy! ( natürlich auch manchmal lange Haare…) Schieb die Wolken weiter und genieße die erfrischende Stimmung wie nach einem Gewitter und die Kraft der Sonne kommt durch jede noch so dicke Wolke wieder hervor und lässt Dich durch die Pfützen tanzen… sexy, im Sommerkleid und mit strahlenden Augen:))
Allerbeste Grüsse
Kerstin
28. Juli 2015 @ 15:42
Das ist einer der schönsten Kommentare auf meinem Blog – tausend Dank für Deine wunderbaren Worte, liebe Kerstin!
Drück Dich ganz fest zurück!
28. Juli 2015 @ 13:19
Hallo, liebe Claudia,
du bist sexy wie eh und je und so schön wie am Hochzeitstag ist man nur einmal im Leben – du bist wunderbar. Ich kann dir mehr sagen als ich dir schreibe.
Ganz liebe Grüße
Hanni
28. Juli 2015 @ 14:10
Meine liebe Hanni,
das ist so lieb von Dir; ich danke Dir für diesen netten Kommentar!
Er freut mich wirklich sehr!
Es sollte aber natürlich kein „Fishing for Compliments“ werden ;-)
Deine Claudia